Ich würde mich so freuen, wenn man es ab und zu hervorhebt, wie viel Wertschätzung man als Betroffener einer Schwerbehinderung erfährt. All die Klagen der „Opfer gegen den Rest Welt“ kann ich nicht teilen. Habe ich einfach nur Glück?
Ich möchte ausdrücklich NICHT hinterfragen, wie viel Ableismus Menschen mit Behinderungen erleben. Schaut man sich aber in den soz. Netzwerken um, könnte man glauben, es sei grundsätzlich, immer und bei jedem so. Wo bleiben all die Betroffenen, die Positives zu berichten haben?
Ich habe nur eine kleine Familie, aber einen enorm großen Kreis sozialer Kontaktpersonen, die mich nicht nur bei Bedarf unterstützen, sondern auch gleichwertig, würdevoll und integrativ behandeln. Doch auch all die Fremden – die Gesellschaft (real) insgesamt – erlebe ich persönlich niemals ablehnend. Im Gegenteil. Wenn ich Menschen begegne, erkenne ich weder direkte noch subtile Ausgrenzung oder gar Feindlichkeit. Auch kein Übermaß an Freundlichkeit.
Habe ich tatsächlich einfach nur Glück? Ich weiß es nicht. Viele Menschen aus der Behindertenbewegung haben meinen aufrichtigen Respekt für ihre Mühe, sich für behinderte Menschen einzusetzen. Es tut wahrlich Not, aber mir fehlt die andere Seite. Die Gesellschaft besteht nicht einzig nur aus Ableismus.
Ich glaube, dass wir Schwerbehinderte nie zuvor so viel Respekt und Eingliederung erfahren haben, wie in der heutigen Zeit. Es gibt noch viel zu tun, aber das sollte uns nicht davon abhalten, unseren Mitmenschen – auf Augenhöhe – die Hand zu reichen! Wenn wir immer nur fordern und klagen, wird es nicht mehr lange dauern, bis die Gesellschaft wieder wegschaut.
Abgesehen davon habe ich persönlich wirklich nicht den allergeringsten Grund zu klagen.
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